Wissenswertes über Diabetes mellitus

Diabetes mellitus einfach erklärt

Inhalt:

Was ist Diabetes mellitus?

Welche Diabetes Typen gibt es?

Ursache, Symptome und Therapie Diabetes mellitus Typ 1

Ursache, Symptome und Therapie Diabetes mellitus Typ 2

weitere Diabetesformen

Diabetes mellitus Diagnostik: Glucosetoleranztest, Blutzuckermessung,Hba1c, Harnzuckermessung, C-Peptid

Unterzuckerung

Hohe Blutzuckerwerte/Ketoazidose

Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus: Fettstoffwechsel (Hyperlipidämie), Makroangiopathie, Mikroangiopathie

Diabetisches Fußsyndrom

Vorabinformation

Die nachfolgenden Informationen wurden von mir aus meiner langjährigen Erfahrung als Diabetesberaterin und Heilpraktikerin nach bestem Wissen und Gewissen erstellt . Dennoch sind diese und alle Informationen, die von mir auf dieser Webseite übermittelt werden, nicht als Ferndiagnose und nicht als therapeutische Behandlung anzusehen. Sie ersetzen in keinem Fall eine persönliche und individuelle therapeutische Beratung, Diagnose und gegebenenfalls Therapie.

Sollten Sie Beschwerden haben, rate ich Ihnen – unabhängig von der Inanspruchnahme dieser Informationen hier auf meiner Webseite, stets einen fachkundigen Therapeuten aufzusuchen. Nur dieser kann eine eingehende und speziell für Ihre Person notwendige Behandlung durchführen, sowie Ihre Symptome, Ihr etwaiges Krankheitsbild und Ihren Gesamtzustand einschließlich eventueller Vorerkrankungen beurteilen.

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Was ist ein Diabetes mellitus?

Bei der Erkrankung Diabetes mellitus handelt es sich um eine Erkrankung des Kohlenhydratstoffwechsels, bei dem erhöhte Zuckerwerte im Blut vorliegen. Als Folge der Stoffwechselstörungen entstehen Veränderungen an den Gefäßen. Hierbei unterscheidet man Mikroangiopathie, Makraoangiopathie und Neuropathie

Welche Diabetes Typen gibt es?

Die Anzahl der an Diabetes mellitus erkrankten Menschen hat in den letzten Jahren rapide zugenommen. Mit ca. 8 Millionen Betroffenen alleine in Deutschland, zählt Diabetes mellitus zu den wichtigsten Volkskrankheiten . Die Diabetesgesellschaften (in Deutschland die DDG) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilen den Diabetes in verschiedene Gruppen (Diabetes Typen) ein. Allen gemeinsam ist, dass sie einen erhöhten Blutzuckerspiegel haben, auch wenn die Ursachen unterschiedlich sind. Die wichtigsten Diabetes Typen sind Typ 1 und der Typ 2 Diabetes.

Diabetes mellitus Typ 1

Diese Form des Diabetes mellitus entwickelt sich meistens bei schlanken Kindern (ab 6 Jahren) oder Jugendlichen (zwischen 12 und 14 Jahren) und macht lediglich 5-10% der gesamten Diabeteserkrankten aus.

Ursachen Diabetes mellitus Typ 1

Die Familienanamnese spielt für das Erkrankungsrisiko nur eine untergeordnete Rolle. Durch Erbanlagen und Umwelteinflüsse (z.B. Infektionen) entwickelt sich eine Autoimmunerkrankung mit der Bildung von sogenannten Autoantikörpern. Diese zerstören in einem unbemerkten Prozess die ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse, da sie diese als „fremd“ ansehen. Dies hat zur Folge, dass die ß-Zellen kein Insulin mehr produzieren können. Allerdings entstehen meistens erst Beschwerden, wenn bereits 90% der ß-Zellen zerstört sind. Man spricht dann von einem absoluten Insulinmangel. Dadurch ist keine selbstständige Blutzuckersteuerung mehr möglich und der Blutzucker steigt unkontrolliert an.

Diabetes mellitus Typ 1 Symptome

Die Beschwerden bei einem Diabetes mellitus treten dann meistens akut auf. Es kommt zu einem rapiden Gewichtsverlust mit Müdigkeit. Außerdem wird durch die hohen Blutzuckerwerte ein stark vermehrter Durst sowie ein ausgeprägter Harndrang beobachtet.

Diabetes mellitus Typ 1 Therapie (Insulin-Therapie)
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Ein Diabetes mellitus Typ 1 wird von Anfang an mit Insulin behandelt. In den ersten Monaten bis zu einem Jahr sind die Blutzuckerwerte noch relativ stabil, da die Bauchspeicheldrüse durch die Behandlung eine Art „Rekonvaleszenz“ erlebt. Diese Phase wird auch als „Honeymoon“ bezeichnet. Der Prozess der Zellzerstörung läuft jedoch weiter bis zur kompletten Zerstörung aller ß-Zellen. Daher auch die Bezeichnung absoluter Insulinmangel. Spätestens dann ist der Blutzuckerstoffwechsel eines Menschen mit Typ 1 Diabetes eher instabil, da jeglicher Insulinbedarf von außen zugeführt werden muss. Die Insulintherapie erfolgt durch einen Insulinpen oder durch eine Insulinpumpe. Die Berechnung der benötigten Insulinmenge erfolgt zunächst durch den behandelnden Arzt. Sie kann jedoch je nach Therapie-Variante auch durch den Patienten selber angepasst werden.
Für die Handhabung vom Insulinpen und die Berechnung der Insulindosis ist jedoch vorab eine spezielle Schulung des Patienten notwendig. In dieser Schulung lernt der Patient auch die Berechnung der Kohlenhydratmenge in den Nahrungsmitteln mit Hilfe der Maßeinheit BE (Berechnungseinheit, veraltet: Broteinheit).
Auf Grund des eher instabilen Blutzuckerstoffwechsels empfiehlt sich bei Menschen mit Typ 1 Diabetes ausschließlich eine ICT (intensivierte conventionelle Insulintherapie) bzw. eine Insulinpumpentherapie. Hierbei kann der Patient seine Insulinmenge an die gewünschte BE-Menge selber anpassen. Bei der ICT wird das Insulin mit Hilfe eines Insulinpens gespritzt. Bei der Insulinpumpe fallen die einzelnen Injektionen weg, da das Insulin über einen Katheter von der Insulinpumpe abgegeben wird. Die Insulinpumpentherapie hat sich in den letzten 10 Jahren revolutionär verbessert. Durch die Kombination der Insulinpumpe mit einem Glukose-Messsensor (CGM), können die meisten Pumpenmodelle mittlerweile auf Blutzuckersenkungen und -erhöhungen selbstständig reagieren und damit vor allem Unterzuckerungen vermeiden. Man spricht hier von dem so genannten Closed-Loop-Verfahren.

Diabetes mellitus Typ 2

Beim Diabetes mellitus Typ 2 handelt es sich mit 90% der Betroffenen um die weitaus häufigere Form der Diabeteserkrankung.

Ursachen Diabetes mellitus Typ 2
Genetik

Hintergrund für den Diabetes mellitus Typ 2 sind genetische und erworbene Faktoren. Ist ein Elternteil an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt, liegt das Risiko bei 30%, bei beiden Elternteilen sogar bei 80%. Zusätzlich spielen die (Risiko-) Faktoren Übergewicht, Bewegungsmangel, hohe Blutfettwerte und Bluthochdruck eine große Rolle. Früher war der Diabetes mellitus Typ 2 eine typische Erkrankung bei älteren Menschen und wurde daher auch als „Altersdiabetes“ bezeichnet. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind aber auch immer mehr Erwachsene im mittleren Alter betroffen. Durch die frühe Entwicklung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen findet man diese Diabetesform mittlerweile auch sogar bei ihnen.

Physiologie

Geprägt ist der Typ 2 durch eine zunehmende Unempfindlichkeit der Zellen gegenüber dem Insulin. Dies wird als Insulin-Resistenz bezeichnet. Hintergrund hierfür ist eine Unempfindlichkeit der Insulinrezeptoren an den Zellen oder auch der Glucose-Transporter der Muskelzellen. Dies hat eine verminderte Aufnahme von Glucose (Zucker) in die Skelettmuskulatur zur Folge und auch eine verminderte Verarbeitung von Glucose in der Leber. Da die Wirkung des Insulins vermindert ist, benötigt der Körper mehr Insulin, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Dies führt zunächst einmal zu einer (kompensatorischen) Erhöhung der Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse, durch die der Blutzucker einige Zeit (bis zu einigen Jahren) zunächst noch im Normalbereich liegt. Dies bezeichnet man als Hyperinsulinämie.

Dieser Überschuss an Insulin begünstigt jedoch die Entstehung von Bluthochdruck, Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) und Fettstoffwechselstörungen. Erst wenn die Bauchspeicheldrüse in der Produktion erschöpft ist und die erhöhten Insulinmengen nicht mehr produzieren kann, werden die erhöhten Blutzuckerwerte entdeckt. Bis dahin haben sich dann oft schon Gefäßschäden entwickelt. In welchem Stadium sich die Bauchspeicheldrüsenfunktion befindet, kann man mit Hilfe einer speziellen Laboruntersuchung feststellen. Häufig besteht sogar ein Metabolisches Syndrom. Hiermit wird der Zusammenschluss der vier Erkrankungen Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Übergewicht bezeichnet. Oft liegt auch gleichzeitig eine Erhöhung der Harnsäurewerte vor (Hyperurikämie).

Diabetes mellitus Typ 2 Symptome

Menschen mit einer diabetischen Stoffwechselstörung haben meistens über Jahre nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit und Leistungsminderung. Dies ist der Grund, warum sich die Erkrankung nur schleichend über Jahre entwickelt und meistens erst spät erkannt und behandelt wird. Manchmal sogar erst, wenn bereits Folgeerkrankungen (wie z.B. ein Herzinfarkt) auftreten. Bei akut sehr hohen Blutzuckerwerten stellt sich gegebenenfalls auch ein großes Durstgefühl und ein vermehrter Harndrang ein.

Diabetes mellitus Typ 2 Therapie
Erste Therapieansätze

Beim Diabetes Typ 2 sollte zunächst eine ausführliche Beratung und Schulung erfolgen. Hierzu gehört natürlich vor allem eine ausführliche Ernährungsberatung im Hinblick auf eine empfehlenswerte Gewichtsreduktion. Diese Ernährungsberatung sollte individuell auf das Essverhalten des Patienten ausgerichtet sein. Hierzu ist das Führen eines Tagesprotokolls über mindestens 1 Woche sinnvoll.

Da die Hauptursache eines Typ 2 Diabetes die Insulinresistenz ist, sollte diese auch entsprechend beachtet und behandelt werden. Des Weiteren haben viele Pflanzenstoffe einen Einfluss auf die Insulinresistenz. Über spezielle Laboruntersuchungen sind der Grad der Insulinresistenz und der Vitaminstatus nachweisbar und damit ein Behandlungserfolg im Verlauf messbar. Häufig liegt als Ursache auch eine Übersäuerung oder eine Belastung mit Schwermetallen vor. Diese Faktoren sollten ebenfalls entsprechend behandelt werden. Des Weiteren ist die Unterstützung der Leberfunktion wichtig, da diese beim Kohlenhydratstoffwechsel eine wichtige Rolle spielt.

Ein weiterer wichtiger Pfeiler in der Diabetesbehandlung ist natürlich die Empfehlung, regelmäßig Bewegung in den Alltag einzubauen. Alleine durch eine Gewichtsnormalisierung kann bei vielen Menschen mit Typ-2 Diabetes, gerade zu Anfang der Erkrankung, eine Stoffwechsellage mit normalen Blutzuckerwerten erreicht werden. Auch hier geht es darum, mit dem Patienten ein individuelles Bewegungsprogramm zu vereinbaren.

Medikamentöse Therapie und Insulin-Therapie Diabetes mellitus Typ 2

Erst wenn alle anderen Ansätze scheitern oder auch, wenn eine gute Diabeteseinstellung dadurch alleine nicht adäquat möglich ist, sollte über die Behandlung mit Tabletten bzw. im späteren Verlauf mit einer Insulintherapie nachgedacht werden. Erfolgt eine Therapie mit Tabletten (so genannte OAD´s), sollte immer auch der Vitamin-Status im Blut beobachtet und vor allem durch Vitalstoffe unterstützt werden. Dies ist z.B. auch bei einer Bluthochdrucktherapie wichtig.

Zur Behandlung des Typ 2 Diabetes stehen eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung, die im Laufe der Behandlung häufig auf mehrere Medikamente gleichzeitig aufgestockt werden. Begonnen wird die Tabletten-Therapie meistens laut Diabetesleitlinien mit dem Wirkstoff Metformin. Ausschlusskriterium hierfür ist jedoch eine bestehende Niereninsuffizienz. Hierzu gesellen sich oft noch viele Medikamente weiterer Wirkstoffgruppen. Als Übergang zu einer Insulintherapie werden häufig Medikamente der Sorte Inkretin-Mimetika verordnet. Diese werden zwar mit einem Pen gespritzt, enthalten jedoch kein Insulin, sondern setzen an Mechanismen der Kohlenhydratverdauung im Darm an.
Häufig erfolgt der Übergang von einer Tabletten-Therapie zur Insulintherapie zu Beginn durch eine einzelne Insulininjektion täglich (oft abends). Hierbei wird mit einem Insulin-Pen ein Verzögerungs-Insulin gespritzt, welches über viele Stunden wirksam ist. Diese Therapie wird vor allem eingesetzt bei hohen Blutzuckerwerten morgens nüchtern. Ergänzend gibt es auch Verzögerungsinsuline, die bis zu 24 Stunden wirksam sind. Reicht diese Therapie nicht mehr aus und kommt es auch tagsüber zu weiteren Blutzucker-Anstiegen erfolgt meistens die Umstellung auf eine ICT (intensivierte conventionelle Insulintherapie). Hierbei spritzt sich der Patient zu jeder Hauptmahlzeit ein kurz wirksames Insulin, ggfls. auch zu den Zwischenmahlzeiten. Die Insulininjektion zur Nacht wird hierbei meistens beibehalten.
Die Insulintherapie erfolgt durch einen Insulinpen. Die Berechnung der benötigten Insulinmenge erfolgt zunächst durch den behandelnden Arzt. Sie kann jedoch je nach Therapie-Variante auch durch den Patienten selber angepasst werden. Für die Handhabung vom Insulinpen und die Berechnung der Insulindosis ist jedoch vorab eine spezielle Schulung des Patienten notwendig. In dieser Schulung lernt der Patient auch die Berechnung der Kohlenhydratmenge in den Nahrungsmitteln mit Hilfe der Maßeinheit BE (Berechnungseinheit, veraltet: Broteinheit).
Die Behandlung mit einer CT (Conventionelle Insulintherapie) mit einem Mischinsulin sollte gerade bei übergewichtigen oder Patienten mittleren Alters vermieden werden. Bei dieser Therapie wird 2-3x täglich eine feste Insulindosis vor den Mahlzeiten gespritzt. Bei dem Insulin handelt es sich um eine Mischung aus kurz- und langwirksamem Insulin. Durch den dadurch dauerhaft hohen Insulinspiegel im Blut wird eine weitere Gewichtszunahme gefördert bzw. eine Gewichtsabnahme quasi unmöglich gemacht. Lediglich in der Behandlung alter Menschen in der Altenpflege kann man über einen sinnvollen Einsatz nachdenken, da hier die Handhabung von zwei Injektionen pro Tag bei einer CT deutlich einfacher in der Umsetzung ist, als bei einer ICT mit 3-4 Insulininjektionen.

weitere Diabetesformen

  • MODY (Maturity Onset Diabetes of the young): Genetischer Defekt der ß-Zell-Funktion: diese Form tritt im frühen Erwachsenenalter bei meistens schlanken Patienten auf. Sie wird oft als Typ 2 angegeben, da i.d.R. zunächst keine Insulinbehandlung notwendig ist

  • LADA (Latent Autoimmune Diabetes in Adults): Latente Form eines Autoimmundiabetes in der Altersgruppe von 40-60jährigen. Da die Zerstörung der ß-Zellen eher langsam voranschreitet, wird diese Form häufig als Typ 2 Diabetes fehldiagnostiziert. Oft benötigen die Patienten zunächst kein Insulin. Mit zunehmendem Alter ist die Insulintherapie jedoch meistens unumgänglich.

  • Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes, GDM): Auch im Rahmen einer Schwangerschaft kann es durch die Hormonumstellung zu einer Störung der Glucosetoleranz kommen. Hintergrund ist eine Störung der Insulinwirkung durch die Schwangerschaftshormone. Zur frühzeitigen Erkennung wird in der 24.-28.SSW ein Glucosetoleranztest empfohlen. Bleibt ein Schwangerschaftsdiabetes unbehandelt kann es zu einem zu schnellen Wachstum vom Fötus kommen (Makrosomie). Trotzdem besteht eine Organunreife und es kann durch das hohe Geburtsgewicht zu Risiken bei der Geburt kommen (Kaiserschnitt, Saugglocken-Geburt). Mit Abfall der Schwangerschaftshormone nach der Geburt „verschwindet“ auch der Diabetes. Selten kann sich im Laufe einer Schwangerschaft auch ein Diabetes mellitus Typ 1 entwickeln.
  • Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse: Durch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), welche häufig bei Alkoholikern auftritt oder auch durch einen Pankreas-Tumor, kann es ebenfalls zum Diabetes mellitus kommen. Da es in diesem Fall zu der Zerstörung von insulinproduzierenden ß-Zellen kommt, ist der Behandlungsansatz eine Insulintherapie, wie bei einem Diabetes mellitus Typ 1, auch wenn es sich nicht um eine Autoimmunerkrankung handelt!

Diabetes mellitus Diagnostik

Glucosetoleranztest

Die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 zieht sich oft über Jahre hin, in denen zunächst kaum oder nur unspezifische Symptome bemerkt werden. Daher ist eine frühe Diagnostik bei Auftreten der Risikofaktoren für einen Diabetes mellitus sinnvoll. Zu den Risikofaktoren zählen: Übergewicht, Bewegungsmangel, hohe Blutfettwerte, Bluthochdruck und natürlich eine oder mehrere Betroffene in der Familie (vor allem Eltern). Das Vorstadium eines Diabetes mellitus, wird durch einen Glucose-Toleranz-Test in der Praxis untersucht. Hierbei wird nach der Aufnahme einer vorgegebenen Zuckermenge der Blutzucker 2 Stunden später gemessen. Blutzuckerwerte unter 140mg/dl liegen bei diesem Test im Normbereich. Werte von 140-200 weisen auf eine gestörte Glucose-Toleranz hin (Vorstadium Diabetes) und Werte über 200mg auf einen manifesten Diabetes mellitus.

Blutzucker

blutzuckermessung

Bei Verdacht auf einen bereits manifestierten Diabetes mellitus ist die Bestimmung des Blutzuckers morgens im nüchternen Zustand die einfachste Methode, einen Diabetes mellitus festzustellen. Der Normbereich beim Nüchtern Blutzucker liegt bei unter 100mg/dl im Serum. Werte zwischen 100 und 125 gelten als grenzwertig und ab Werten von 126mg/dl und höher spricht man von einem Diabetes mellitus. Der Blutzucker darf nach den Mahlzeiten normalerweise bis 140mg/dl steigen. Werte darüber sind abklärungsbedürftig. Bei mehreren BZ-Werten im Tagesverlauf über 200mg/dl gelten diese jedoch als sicherer Hinweis auf einen Diabetes mellitus. Die selbstständige Blutzuckermessung durch den Patienten selber mit einem eigenen Patientenmessgerät gehört zum Standard bei allen Diabetespatienten. Bei Patienten mit einer Insulintherapie ist sie Voraussetzung für das Gelingen der Therapie.

Hba1c

Der Blutzuckerwert ist als einzelner Wert anfällig für Schwankungen. Eine Aussage über die Blutzuckereinstellung der letzten 2-3 Monate gibt der Hba1c-Wert und sollte ebenfalls untersucht werden. Hierbei handelt es sich um eine Untersuchung, bei der überprüft wird, welcher Anteil der Erythrozyten (genau genommen das Haemoglobin) eine Verbindung mit Blutzucker eingegangen ist. Da die Lebensdauer der Erythrozyten ungefähr 3 Monate beträgt, kann hierdurch auf die Blutzuckereinstellung der letzten 3 Monate geschlossen werden. Der Normwert des Hba1c wird in Prozent bzw. mmol/mol angegeben: die Normwerte liegen bei 3-6% bzw. 20-42mmol/mol. Bei Werten ab 6,5 % bzw. 47,5mmol/mol und höher spricht man von einem Diabetes mellitus. Auch zur Beurteilung der Diabetestherapie wird der Hba1c regelmäßig alle 3 Monate durchgeführt.

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Harnzucker

Der Urin ist bei gesunden Menschen weitestgehend zuckerfrei. Erst ab einer bestimmten Höhe des Blutzuckerspiegels wird Zucker auch über den Urin ausgeschieden. Dieser Bereich wird als Nierenschwelle bezeichnet und liegt bei rund 180 mg/dl. Ab diesem Wert kann bei den meisten Menschen Zucker im Urin nachgewiesen werden. Dieser wird dann als Harnzucker bezeichnet. Damit versucht der Körper, den erhöhten Blutzuckerspiegel zu regulieren. Der Harnzucker kann mit einem einfachen Urin-Teststreifen auch vom Patienten selber überprüft werden. Der Nachweis ist jedoch erst 2 Std. nach den Mahlzeiten aussagekräftig und daher z.B. für einen Patienten mit Insulintherapie zur Selbstkontrolle nicht zweckmäßig. Durch die Entwicklung handlicher Blutzuckermessgeräte für Patienten wurde die Harnzuckermessung als Selbstmessmethode weitestgehend in den Hintergrund gedrängt.

C-Peptid

Um zwischen einem Typ 1 und einem Typ 2 Diabetes unterscheiden zu können, kann man das sogenannte C-Peptid bestimmen. C-Peptid wird von den ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse in der gleichen Menge produziert wie das Insulin. Da es eine längere Halbwertzeit hat als Insulin, spiegelt es die aktuelle Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse besser wieder, als das Insulin selbst.
Normwerte liegen zwischen 0.8 und 4.2ng/ml. Ein deutlich erniedrigtes C-Peptid weist auf einen Typ-1 Diabetes hin. Beim Typ 2 Diabetes ist der C-Peptid anfangs deutlich erhöht und wenn es zum Versagen der Insulinproduktion in den ß-Zellen kommt, sieht man auch hier einen zu niedrigen Wert.
Zur Festigung der Diagnose Typ 1 Diabetes werden außerdem verschiedene Antikörper beim Patienten untersucht. Dies sind z.B. die Inselzellantikörper (ICA), Insulin-Autoantikörper (IAA) und GAD-Antikörper (GAD ist wichtig für die Funktion der ß-Zellen).

Unterzuckerung (Hypoglykämie)

Man spricht von einer Unterzuckerung bei einem Abfall der Blutzuckerwerte unter 50-60mg/dl. Im Rahmen einer Insulintherapie sind die Blutzuckwerte natürlich schon viel früher deutlich zu niedrig.

Ursachen einer Unterzuckerung

Eine häufige Ursache für die Unterzuckerung bei Typ 1 Diabetikern, oder auch Typ 2 Diabetikern mit Insulintherapie, ist ein zu hoher Insulinspiegel bei Sport. Durch Bewegung wird die Insulinwirkung an der (Muskel-)zelle verstärkt und die Insulindosis bei Mahlzeiten vor dem Sport sollte reduziert werden. Auch durch kleinere Kohlenhydratmengen bei Mahlzeiten (ohne Reduktion der Insulindosis) oder eine zu häufige bzw. zu eng beieinanderliegende Korrektur (noch) erhöhter Blutzuckerwerte kommt es zu einer Unterzuckerung.
Bei Typ 2 Diabetikern mit einer Tabletten-Therapie kann es bei Medikamenten, die auf die Bauchspeicheldrüse wirken (insulinotrope OAD), v.a. Sulfonylharnstoffe, zu Unterzuckerungen kommen. Auch das Auslassen von Mahlzeiten unter dieser Therapie oder Erbrechen und/oder Durchfall kann zu einer akuten Unterzuckerung führen, wenn dadurch die Aufnahme der Kohlenhydrate der letzten Mahlzeit nicht möglich war.
Wichtig ist auch zu wissen, dass Alkohol durch seinen Abbau in der Leber die Blutzuckerregulation beeinflusst. Fällt der Blutzuckergehalt ab, wird der Zucker“nachschub“ aus der Leber durch Alkohol blockiert, weil kein Umbau vom Speicherzucker (Glykogen) stattfindet. Somit ist auch Alkohol ein wichtiger Faktor, der zu einer Unterzuckerung führen kann. Gefährlich ist vor allem, dass Menschen, die selten Alkohol trinken, die Symptome einer Unterzuckerung oft nicht (mehr) differenzieren können, oder Personen im Umfeld die Symptome falsch „deuten“.

Symptome einer Unterzuckerung

Die Symptome im Rahmen einer Unterzuckerung sind wichtige Signale für den Diabetespatienten, um so früh wie möglich reagieren zu können.
Zu den frühen Symptomen gehören: Heißhunger, weiche Knie, innere Unruhe, und gegebenenfalls Herzklopfen oder auch ein kribbeln um den Mund. Außerdem kann man häufig kalten Schweiß auf der Stirn oder zittern beobachten. Die Symptome treten nicht alle zusammen auf und können sehr unterschiedlich bei verschiedenen Patienten sein. Besteht die Erkrankung schon länger, können die Patienten diese jedoch in der Regel gut zuordnen und der Patient kann sich meistens selber helfen.
Ausschlaggebend ist jedoch, wie schnell der Blutzucker in der jeweiligen Situation abfällt. Dies kann besonders im Zusammenhang mit viel Bewegung sehr schnell gehen und reduziert daher die Zeit, die der Patient zum Handeln hat.
Besonders gefährlich wird es, wenn der Blutzucker so tief fällt, dass auch das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Glucose versorgt wird. Hinweise darauf sind: Konzentrationsmangel, Wortfindungsstörung, Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen. Diese Anzeichen ähneln sehr einem alkoholisierten Zustand. Wurde gleichzeitig Alkohol getrunken wird die Unterscheidung für alle Beteiligten (Patient, Umfeld) schwierig. In dieser Situation ist für den betroffenen Patienten keine Selbsthilfe mehr möglich! Man spricht hier von einer „schweren“ Hypoglykämie. Der Blutzucker ist so tief, dass der Patient handlungsunfähig ist. Bei älteren Menschen werden diese Symptome oft mit einem Schlaganfall verwechselt oder einer akuten Epilepsie. Erhält der Patient keine adäquate Hilfe kommt es zur Bewusstlosigkeit (Koma) mit oder ohne Krampfanfälle.
Eine zweite Unterzuckerung, die zeitlich eng an der ersten Unterzucker auftritt, wird von Patienten schon deutlich weniger wahr genommen. Je häufiger der Patient grundsätzlich eine Unterzuckerung mitmacht, umso weniger werden nach Jahren die Anzeichen einer Unterzuckerung überhaupt noch bemerkt. Das ist sehr gefährlich, weil damit die Warnsignale wegfallen. Dies wird dann auch als „Hypo-Wahrnehmungsstörung“ bezeichnet.

Therapie einer Unterzuckerung

200ml Saft oder Limo enthalten 2 BE = 20g Zucker = empfohlene Zuckermenge zur Therapie bei einer Unterzuckerung

Für die Therapie einer Unterzuckerung gilt folgendes: Erst essen – dann messen. Gemeint ist, die sofortige und ausreichende Zufuhr schnell wirksamer Kohlenhydrate! Eine Messung vom Blutzucker zur Überprüfung ist auch wichtig, sollte aber erst danach erfolgen, da zunächst nicht klar ist, wie viel Zeit dem Patienten noch bleibt zum Reagieren.
Ausnahme: Bei einer Neueinstellung auf eine Diabetestherapie kann es auch zu einer „Pseudo“-Unterzuckerung kommen. Hintergrund dafür ist, dass sich der Körper vorher an die hohen Werte gewöhnt hat. Nähert er sich jetzt wieder an Normalwerte an, erscheint es dem Körper schon als viel zu tief und es entstehen Symptome einer Unterzuckerung. Allein im Fall einer Neueinstellung ist es daher sinnvoll zuerst den Blutzucker zu messen und dann zu entscheiden, ob es sich tatsächlich um eine Unterzuckerung handelt, die entsprechend behandelt werden muss.
Bei ersten Anzeichen sollten 2 schnelle BE (Berechnungseinheiten) gegessen oder getrunken werden. BE ist die Maßeinheit für den Zuckergehalt in einem Lebensmittel. Eine BE entspricht 10g Zucker, 2 BE somit 20g Zucker. Diese sind z.B. enthalten in 4 Plättchen Traubenzucker bzw. 1 Tube Jubin oder 200ml Saft/ Cola/Limo. 1 BE erhöht den Blutzucker um 30-50mg%. Somit erreicht man mit 2 BE eine BZ-Steigerung von ca. 60mg/dl. Dies sichert zunächst eine gewisse Reaktionszeit für die Blutzucker-Messung.
Bei der anschließenden BZ-Messung wird der genaue Blutzucker festgestellt und daraufhin entschieden, ob eine weitere Aufnahme von Kohlenhydraten notwendig ist. Ist der Blutzucker höher als angenommen, sollte trotzdem keine Insulininjektion erfolgen, da eine evtl. sich anschließende Unterzuckerung deutlich weniger bemerkt wird, als die erste.

Für die weitere Aufnahme von Kohlenhydraten ist es auch relevant, in welcher Situation sich der Patient gerade befindet: Ist im Zusammenhang mit sportlicher Tätigkeit eine Unterzuckerung aufgetreten, ist davon auszugehen, dass der BZ noch weiter sinkt, auch wenn die Bewegung beendet ist. Der Hintergrund hierfür ist, dass sich die Glucose-Speicher in den Muskelzellen während der Bewegung geleert haben und dann durch Glucose aus dem Blut schnell wieder gefüllt werden. Dies nennt man „Zuckerauffüll-Effekt“. Vor allem, wenn der Sport weiter ausgeführt werden soll, ist eine ausreichende Zufuhr von BE´s notwendig. Kommt es vor der Nacht zu einer Unterzuckerung, sollten ebenfalls als „Reserve“ für die Nacht noch 1-2 BE „langsame“ Kohlenhydrate gegessen werden, z.B. ein Toast oder auch 1 Riegel Schokolade. Wird die Unterzuckerung erst vor einer sowieso anstehenden Mahlzeit bemerkt, kann es ebenfalls sinnvoll sein, zunächst 1-2 schnelle BE aufzunehmen, da es bei einer fettreichen Mahlzeit zu lange dauert, bis der Zucker im Blut ankommt.

Hohe Blutzuckerwerte bzw. Ketoazidose

Die Erkrankung Diabetes mellitus ist geprägt durch zu hohe Zuckerwerte im Blut. Hierfür gibt es viele verschiedene Ursachen. Im Rahmen eines Diabetes mellitus Typ 1 kann es sogar zu lebensbedrohlichen Blutzucker-Entgleisungen durch Insulinmangel mit Übersäuerung des Stoffwechsels kommen. In diesem Fall spricht man von einer Ketoazidose.

Ursache hohe Blutzuckerwerte / Ketoazidose

Die Ursachen für hohe Blutzuckerwerte sind vielfältig. Häufig sind Therapiefehler der Hintergrund: z.B. die Insulindosis wurde nicht richtig angepasst oder der Patient hat komplett vergessen, Insulin zu spritzen. Aber auch durch (fieberhafte) Infektionen kann es zu einem deutlichen Anstieg der Blutzucker-Werte kommen. Hohe Blutzucker-Werte können überhaupt erst auf einen Infekt hinweisen. Ein plötzlicher Blutzucker-Anstieg bei Frauen kann z.B. ein Hinweis auf eine unbemerkte Harnwegsinfektion sein. Reagiert der Patient auf anhaltend hohe Blutzuckerwerte nicht mit einer entsprechenden Anpassung der Insulindosis kann sich bei einem Typ 1 Diabetiker hieraus eine Ketoazidose entwickeln. Hierbei kommt es zu einer Übersäuerung des Blutes. Diese Situation kann für den Patienten lebensgefährlich werden.

Symptome einer Ketoazidose

Die Blutzuckerwerte sind dauerhaft über 250mg/dl. Dadurch kommt es zu folgenden Symptomen: häufiges Urin-lassen (Polyurie), viel Durst, Müdigkeit und Schwäche. Durch die Übersäuerung vom Blut kommt es zusätzlich zu weiteren typischen Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen mit Bauchschmerzen. Diese Symptome können zunächst fälschlicherweise als Magen-Darm-Infekt eingestuft werden und die Diagnostik einer Ketoazidose erschweren. Durch den großen Flüssigkeitsverlust kann es auch zu einer „Austrocknung“ (Dehydration) des Körpers kommen. Dies kann zu einer Veränderung der Mineralstoffe im Körper führen und damit zu Herzrhythmusstörungen.
Ein weiteres Symptom ist die besonders vertiefte Atmung, die so genannte „Kußmaul-Atmung“. Hiermit versucht der Körper den Säureüberschuss über die Lunge auszugleichen. Auffallend ist auch der süßliche Atemgeruch (nach überreifem Obst). Eine ebenfalls vorhandene Ausscheidung von Ketonen über den Urin, kann vom Patienten selber mit Hilfe eines Urin-Teststreifens überprüft werden.
Wird die Ketoazidose nicht adäquat behandelt, kommt es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit (Koma), auch ein Nierenversagen ist durch den Flüssigkeitsmangel möglich.

Therapie Ketoazidose

Bei einer Ketoazidose handelt es sich immer um einen Notfall, auch wenn der Patient noch bei vollem Bewusstsein ist. In der Regel werden die Patienten im Krankenhaus auf der Intensivstation behandelt. Die wichtigsten Maßnahmen zur Behandlung sind Blutzucker senken, sowie Flüssigkeitsmangel und Elektrolytmangel ausgleichen (Natrium, Kalium). Der Patient erhält eine elektrolythaltige Infusions-Lösungen sowie Insulin intravenös. Hierbei ist eine genaue Dosierung möglich.
Erhält der Patient keine entsprechende Behandlung wird er bewusstlos und kann sterben!

Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus

Durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte bei Diabetes mellitus über längere Zeit kommt es zur Schädigung der Blutgefäße und damit zu Folgeerkrankungen. Man unterscheidet hierbei die Makroangiopathie und die Mikroangiopathie. Des Weiteren kommt es durch den Diabetes zur Schädigung der Nerven, diese wird als Neuropathie bezeichnet. Chronisch erhöhte Blutzuckerwerte sind deshalb so gefährlich, da sie über lange Zeit keine Beschwerden machen, die Schädigung aber im Hintergrund unbemerkt abläuft. Eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Gefäßschädigung spielt auch der Fettstoffwechsel. Dauerhaft erhöhte Blutfettwerte verstärken das Risiko für eine Makroangiopathie.

Fette (Lipide) und Fettstoffwechsel – ein kurzer Einstieg

Fette (Lipide) werden in Triglyzeride und Cholesterin eingeteilt. Cholesterin ist ein Fett, das zu etwa drei Vierteln im Körper selbst (vor allem in der Leber) hergestellt wird (=ca. 1g), lediglich der Rest wird über tierisches, fettreiche Nahrungsmittel aufgenommen (optimal <300mg). Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil der Zellwände, außerdem wird es als Baustein bei der Produktion von Gallensäuren (für die Fettverdauung), bestimmter Hormone und von Vitamin D verwendet. Triglyzeride werden über tierische und pflanzliche fettreiche Nahrungsmittel aufgenommen und liegen als Energiespeicher im Fettgewebe des Menschen vor.
Damit Triglyzeride aus der Nahrung für den Körper verwertbar werden, müssen sie im Körper in kleinere Bestandteile aufgespalten werden (Glyzerin und Fettsäuren). Beteiligt bei diesen Prozessen sind Verdauungssäfte und Enzyme aus Magen, Bauchspeicheldrüse und die Gallensäure aus der Leber. Schließlich gelangen die Fettsäuren und das Cholesterin über die Darmwand in den Blutkreislauf (bzw. zunächst über die Lymphbahn in den Blutkreislauf) mit Hilfe von Chylomikronen („Eiweißtaxis“).
Fette werden im Blut an Eiweiße gebunden, damit sie im Wasser löslich sind. Diese Lipoproteine im Blut setzen sich aus Lipiden (Fetten) und Proteinen (Eiweißen) zusammen. Ihre Aufgabe ist der Transport von Fetten im Blut. Für die Diagnostik relevant sind das LDL (Low-densitiy-proteine) und das HDL (high-density-proteine). Diese bestehen hauptsächlich aus Cholesterin. LDL transportiert das Cholesterin aus der Leber zu den Körperzellen und HDL ist für den „Rücktransport“ zur Leber zuständig. Beim LDL spricht man auch vom „schlechten“ Cholesterin, da es sich bei Überschuss in den Gefäßen ablagern kann. Das HDL wird als „gutes“ Cholesterin bezeichnet, da es dafür sorgt, dass Cholesterin ausgeschieden und nicht abgelagert wird.

Primäre und sekundäre Hyperlipidämie

Sind die Fettwerte im Blut erhöht spricht man von einer Hyperlipidämie. Man unterscheidet an Hand der auslösenden Faktoren zwischen der primären und der sekundären Hyperlipidämie. Bei der primären Hyperlipidämie ist der Auslöser eine genetische Erkrankung. Eine häufige Form davon ist die familiäre Hypercholesterinämie. Diese wird häufig, unabhängig vom Geschlecht, an die Kinder weitervererbt. Bereits im jugendlichen Alter haben die Betroffenen massiv erhöhte LDL-Cholesterin Werte. Die Folge ist häufig die frühe Entwicklung einer Arteriosklerose.
Die sekundäre Hyperlipidämie entsteht durch eine ungesunde Lebensführung. Hierzu gehören vor allem übermäßiger Alkoholkonsum sowie der Konsum von vielen tierischen Fetten. Begünstigende Faktoren sind Adipositas und Diabetes mellitus. Beim Diabetes kommt es durch den Überschuss an Glucose im Blut vermehrt zur Umwandlung von Glucose in Fette (Triglyzeride). Dies fördert wiederum die Entstehung einer Hyperlipidämie. Zusammen zählen alle drei zu den klassischen Wohlstandskrankheiten. Zu Beginn der Erkrankung bemerken die Patienten keine Beschwerden im Rahmen einer Hyperlipidämie. Allerding laufen arteriosklerotischen Veränderungen an den Blutgefäßen im Hintergrund unbemerkt ab und zeigen sich dann meistens in höherem Alter.

Diagnostik Hyperlipidämie

Bei Verdacht auf eine Fettstoffwechselstörung erfolgt die Diagnostik über eine Blutuntersuchung. Es werden die Triglyzeride und das Gesamtcholesterin mit HDL und LDL bestimmt. Vor allem für die Triglyzerid-Werte ist es wichtig, dass der Patient mindestens 12 Stunden vorher nüchtern war. Bereits beim Vorliegen der begünstigenden Faktoren Adipositas und Diabetes mellitus sollten diese Blutuntersuchungen durchgeführt werden. Sind nur vereinzelte Werte erhöht, werden diese auch direkt als Hypertriglyzeridämie oder Hypercholesterinämie bezeichnet. Besonders wichtig ist es, sich das Verhältnis zwischen HDL und LDL anzuschauen (HDL-LDL-Quotient). Bei hohen LDL- und niedrigen HDL-Spiegeln ist das Arteriosklerose-Risiko besonders hoch. Im Gegenzug dazu schützt ein hoher HDL-Spiegel den Körper vor einer Arteriosklerose, indem er das überschüssige Cholesterin zurück zur Leber transportiert.

Therapie der Hyperlipidämie

Therapeutisch wird die Hyperlipidämie an Hand der Grunderkrankung behandelt. Im Vordergrund steht hier die Behandlung des Diabetes mellitus mit seinen entsprechenden Ernährungsempfehlungen. Hierzu gehören vor allem die Vermeidung tierischer Fette und Alkohol. Regelmäßige Aufnahme hochwertiger Pflanzenfette (z.B. in Form von Oliven-, Rapsöl und Nüssen). Ein wichtiger Bestandteil hochwertiger Fette sind die Omega-3 Fettsäuren, diese sind in fettem Seefisch (Makrele, Lachs, Thunfisch) oder entsprechenden Ergänzungsprodukten enthalten. Auch die Umstellung auf ballaststoffreiche Kohlenhydrate in Form von Vollkornprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten sowie die Vermeidung von zuckerreichen Getränken ist wichtig. Regelmäßige (Ausdauer-) Bewegung kann das HDL Cholesterin positiv beeinflusst und unterstützt natürlich auch die Gewichtsreduktion und damit die Verbesserung des Blutzuckerstoffwechsels. Lassen sich die Cholesterinwerte durch diese Maßnahmen nicht beeinflussen gibt es in der Naturheilkunde verschiedene Ansätze zur Behandlung über Vitamine, Mineralstoffe und Fettsäuren.

Folgen einer Hyperlipidämie – Die diabetische Makroangiopathie

Unter einer diabetischen Makroangiopathie versteht man die Schädigung der großen und mittleren Blutgefäße durch eine Arteriosklerose. Zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose gehören neben dem schlecht eingestellten Diabetes mellitus Übergewicht, Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und Fettstoffwechselstörung (Hyperlipidämie). Als zusätzlicher gravierender Risikofaktor ist das Rauchen anzusehen.
Bei der Arteriosklerose handelt es sich um eine allmählich fortschreitende Erkrankung der Arterien. Durch die Ablagerung von Plaques kommt es zu Verhärtung, Elastizitätsverlust und daraus resultierenden Durchblutungsstörungen in den Gefäßen. Diese Ablagerungen in den Gefäßen können aufreißen und zu Blutgerinnseln führen. Diese Blutgerinnsel können dann in Folge zu Durchblutungsstörungen in den Arterien führen. Oft folgt daraus als Komplikation ein Verschluss der Arterien. Vor allem die Gefäße am Herz (KHK), im Gehirn (cAVK) und in den Beinen und Füssen (pAVK) können von der Arteriosklerose betroffen sein.

Koronare Herzkrankheit (KHK)

Die KHK gehört zu den möglichen Folgeerkrankungen am Herzen im Rahmen eines Diabetes mellitus. Bei einer KHK kommt es zu Durchblutungsstörungen der Gefäße, die das Herz selber mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, den sog. Herzkranzgefäßen (Koronararterien). Typische Symptomatik ist hierbei die Angina pectoris (Herzenge) mit Schmerzen in der Brust, die oft in den linken Arm ausstrahlen sowie Atemnot, Angst und Schweißausbruch. Komplikation der KHK ist der Herzinfarkt (Myocardinfarkt)

cerebrale arterielle Verschlusskrankheit (cAVK)

Die cAVK gehört zu den möglichen Folgeerkrankungen am Gehirn im Rahmen eines Diabetes mellitus. Bei der cAVK handelt es sich um Durchblutungsstörungen in den Arterien, die das Gehirn mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Symptome sind Schwindel und Transistorisch-Ischämische-Attacken (TIA). Hierbei handelt es sich um kurzfristige Störungen bzw. Ausfälle wie (Halbseiten-) Lähmungen (Hemiparese), Doppeltsehen, verwaschenes Reden. Die Komplikation einer cAVK ist der Schlaganfall (Apoplex). Hierbei kommt es zum Verschluss von einem Blutgefäß, zum oder im Gehirn. Hierdurch werden Funktionen, die in dem betroffenen Bereich des Gehirns liegen, gestört. Bei Verdacht auf einen Schlaganfall kann dies im ersten Schritt folgendermaßen abgeklärt werden:

  • F – ace: hängt beim Lächeln ein Mundwinkel herab?!
  • A – rms: Hände nach vorne strecken und drehen (bei einem Arm nicht möglich?!)
  • S – peech: ist das Sprechen von einem einfachen Satz möglich oder ist die Sprache verwaschen?
  • T – ime: Bei Verdacht sofort 112 (Notarzt) rufen
periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

Die cAVK gehört zu den möglichen Folgeerkrankungen der Beine im Rahmen eines Diabetes mellitus. Bei einer pAVK sind von der Arteriosklerose und den Durchblutungsstörungen die Gefäße der Beine betroffen. Dies verursacht Schmerzen in den Beinen. Der Patient muss bereits nach kurzen Gehstrecken stehen bleiben. Diese typischen Schmerzen beim Gehen werden als Claudicatio intermittens (umgangssprachlich „Schaufensterkrankheit“) bezeichnet. Je nach Gehstrecke, die für den Patienten noch möglich ist, unterscheidet man hierbei unterschiedliche Stadien und damit die Ausprägung der Durchblutungsstörungen: Je höher das Stadium, umso ausgeprägter die Durchblutungsstörung.

Stadien der pAVK nach Fontaine I bis IV:

  • Stadium 1: keine Beschwerden
  • Stadium 2: Beschwerden beim Gehen
  • Stadium 3: Beschwerden in Ruhe
  • Stadium 4: Absterben von Gewebe

Liegt ebenfalls eine Nervenstörung im Rahmen einer Diabetischen Neuropathie vor, können diese Beschwerden im Rahmen der Durchblutungsstörung jedoch fehlen. Der Nachteil ist, dass sich die Durchblutungsstörung immer weiter ausbreiten kann, während der Patient völlig ahnungslos ist.
Je nach Stadium erfolgt die Therapie der pAVK über ein Gehtraining oder auch eine Gefäßrekonstruktion (Gefäßneubildung). Gefährlich wird die Situation, wenn durch (oft nur kleine) Verletzungen Erreger in die Blutgefäße am Fuß gelangen. Dies kann Auslöser für eine massive Entzündung sein.
Um frühzeitig einen Hinweis auf eine pAVK zu erhalten, werden mindestens einmal jährlich die Fußpulse beim Patienten überprüft. Diese tastet man am Fußrücken (an der Arteria dorsalis pedis) oder seitlich vom Fußknöchel (an der Arteria tibialis posterior). Bei einer vorhandenen pAVK sind die Fußpulse nur noch schwach oder überhaupt nicht mehr tastbar. Außerdem fällt auf, dass die Füße oft sehr kalt und blass sind.

Diabetische Mikroangiopathie

Bei der Mikroangiopathie handelt es sich um eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße, vor allem von Kapillargefäßen. Sie führt zu typischen Organerkrankungen in Folge eines Diabetes mellitus. Von der Mikroangiopathie bei Diabetes sind vor allem die Nieren (Diabetische Nephropathie) und die Augen (Diabetische Retinopathie) betroffen.

Diabetische Nephropathie

Die diabetische Nephropathie ist eine Folgeerkrankung des Diabetes mellitus. Dabei kommt es durch langanhaltende zu hohe Blutzuckerwerte zu einer Schädigung der kleinen Gefäße in den Nieren. Hierdurch wird die Filterfunktion der Nieren zunehmend verschlechtert. Typisch hierfür ist die Ausscheidung von Eiweiß im Urin.

Symptome einer Nephropathie

Die Nephropathie verläuft in fünf verschiedenen Stadien (nach Mogensen). Erst ab dem dritten Stadium kommt es mit der Ausscheidung von kleinen Eiweißmengen im Urin zu ersten Symptomen. Diese so genannte Mikroalbuminurie kann relativ einfach mit Hilfe eines Urinteststreifens (Mikraltests) im Urin nachgewiesen werden. Ohne diesen Test bemerkt der Patient jedoch zunächst nichts. Die regelmäßige Kontrolle vom Urin mindestens einmal pro Jahr ist daher sehr wichtig.
Ab dem fünften Stadium spricht man von einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz). Hierbei ist die Ausscheidungsfunktion der Niere zunehmend verschlechtert: Giftstoffe aus dem Körper werden nur noch ca. 50% entfernt. Spätestens jetzt entwickelt sich zusätzlich ein Bluthochdruck, falls er nicht sowieso schon vorhanden ist. Erst jetzt kommt es zu messbaren Erhöhungen der Nierenwerte im Blut und zu deutlich sichtbaren Symptomen: Harnstoff, Kreatinin und Harnsäure werden vermehrt im Blut nachgewiesen. Außerdem kommt es zu einer hohen Eiweißausscheidung über den Urin (Makroproteinurie). Ab einem Kreatinin-Wert von 1.3mg% (Normwert: < 1.0mg%) sollte der Patient daher einen Nierenspezialisten (Nephrologe) aufsuchen. Des Weiteren kommt es zu Oedemen in den Beinen, Übersäuerung des Blutes (Azidose), Störungen des Herzens (durch Störung vom Kalium-Haushalt im Blut) und Störungen des Magen-Darm-Trakts wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Der Patient wird zunehmend vergiftet, da viele Stoffwechselprodukte nicht mehr ausgeschieden werden können. Diese Vergiftung macht sich teilweise auch durch Juckreiz der Haut bemerkbar. Häufig entwickelt sich auch eine Blutarmut (Anämie), denn normalerweise ist die Niere für die Produktion von Erythropoetin zuständig, welches die Blutbildung anregt. Dieser Vorgang ist im Rahmen einer Niereninsuffizienz gestört.

Therapie einer Nephropathie

Therapeutisch ist im Rahmen der Nephropathie eine sehr gute Blutzucker- und Blutdruckeinstellung sehr wichtig. Der Blutdruck sollte in diesem Fall maximal 135/75mmHg betragen. Auch das Rauchen sollte eingestellt und eine eiweißnormalisierende Diät eingehalten werden (0.8 – 1.0g/kgKG). Auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist ebenfalls zu achten. Da die Niere normalerweise vom Körper selber produziertes oder auch von außen gespritztes Insulin teilweise inaktiviert, muss jetzt auch eine evtl. verordnete Insulindosis reduziert werden. Schreitet die Erkrankung trotzdem weiter fort, benötigt der Patient eine Dialyse-Therapie („Blutwäsche“)

Diabetische Retinopathie

Die Retinopathie ist eine mögliche Folgeerkrankung des Diabetes mellitus. Hierbei werden die sehr feinen Gefäße der Netzhaut am Auge durch die ständig erhöhten Blutzuckerwerte geschädigt. Dies führt zu einer Ausweitung der Gefäße (Mikroaneurysma) bzw. zu einer verstärkten Durchlässigkeit der Gefäßwände mit Einblutungen und Ablagerung von Fetten (Lipidablagerung)
Die diabetische Retinopathie ist die häufigste Erblindungs-Ursache arbeitsfähiger Menschen in den Industrieländern. Sie ist eine typische Komplikation des Diabetes mellitus, die leider immer noch einen großen Anteil der Patienten betrifft: 80% der Menschen mit einem schlecht eingestellten Typ 1 Diabetes erleiden nach 10 bis 15 Jahren eine Retinopathie.

Symptome einer Retinopathie

Die Erkrankung verläuft anfangs ohne jegliche Symptome bzw. die Sehkraft vermindert sich schleichend. Daher ist es sehr wichtig, dass die Patienten mindestens einmal jährlich zum Augenarzt gehen und dort der Augenhintergrund überprüft wird. Hierbei können schon frühzeitig Veränderungen festgestellt werden.
Wenn der Patient Symptome bemerkt, ist meistens schon eine deutliche Veränderung der Netzhaut eingetreten. Dies sind vor allem Einblutungen in der Netzhaut. Dies zeigt sich dann oft im Sichtfeld als „dunkle Wolke“. Ohne Neubildung von neuen Gefäßen spricht man von einer „nicht-proliferativen“ Retinopathie.

Eine frühzeitige Erkennung des nächsten Stadiums, der „proliferativen“ Retinopathie ist sehr wichtig, daher muss mit Diagnosestellung einer Retinopathie die Kontrolle beim Augenarzt bereits alle drei Monate durchgeführt werden. Bei der Proliferativen Retinopathie kommt es an der Netzhaut zur Bildung von neuen, krankhaft veränderten Gefäßen, um die bestehenden Durchblutungsstörungen zu beheben bzw. zu umgehen. Hierbei besteht die Gefahr, dass sich die Netzhaut von der darunter liegenden Aderhaut ablöst und dass dies zur Erblindung führt.

Therapie einer Retinopathie

Am allerwichtigsten ist und bleibt eine gute Blutzuckereinstellung, um die Komplikationen so lange wie möglich heraus zu zögern. Jedoch ist es in diesem Stadium auch sehr wichtig, Unterzuckerungen zu vermeiden, da diese das Fortschreiten einer Retinopathie verstärken. Daher wird das Blutzuckerziel von in der Regel 100mg/dl nüchtern auf einen BZ von ca. 110-120mg/dl hochgesetzt.
Zusätzlich müssen alle weiteren Risikofaktoren minimiert werden. Auf das Rauchen sollte verzichtet werden und Alkohol sollte soweit wie möglich reduziert werden. Auch der Blutdruck muss optimal eingestellt werden. Als Therapieansatz ist ab der proliferativen Retinopathie eine Laserbehandlung indiziert. Hierdurch soll dann eine weitere Verschlimmerung verhindert werden. Ohne Laserbehandlung kann es zu Neubildung von Gefäßen kommen. Diese wachsen dann gegebenenfalls in den Glaskörper hinein. Im schlimmsten Fall kann dies zur Erblindung führen.

Diabetische Nervenschädigung (Polyneuropathie)

Bei der diabetischen Nervenschädigung handelt es sich um eine Schädigung der sehr kleinen Gefäße, die die Nerven versorgen. Hierbei ist die Weiterleitung der Reize gestört. Diese Schädigung wird durch zu hohe Blutzuckerwerte ausgelöst. Die Nervenschädigung kann alle Arten von Nerven im Körper betreffen.

Diabetische Neuropathie der Beine und Füße

Sind die Nerven der Beine und Füße betroffen, kommt es zu einer Störung von der Empfindung von Temperatur und Schmerzen, aber auch die Bewegungsabläufe können gestört sein (motorische Neuroapathie).
Typischerweise tritt die Nervenstörung symmetrisch an den Füßen und Beinen auf, das bedeutet das beide Beine gleichzeitig betroffen sind. Außerdem beginnt die Nervenstörung immer an den Füßen und entwickelt sich dann „strumpfförmig“ die Beine hinauf. Die Patienten spüren meistens zunächst ein Kribbeln in den Füßen oder auch ein Schmerz- oder Kältegefühl. Tatsächlich sind die Füße im Rahmen der Nervenschädigung jedoch sogar eher überwärmt. Diese Missempfindungen treten vor allem abends und nachts in Ruhe auf. Mit der Zeit kann es sein, dass die Patienten heftige (stechende) Schmerzen in den Füßen haben, die durch Impulse der gestörten Nerven ausgelöst werden. Es kann auch sein, dass Patienten ihre Füße überhaupt nicht mehr spüren. Je weiter die Nervenstörung voranschreitet, kann es auch zu Schwierigkeiten beim Abrollen der Füße beim Gehen kommen und auch zu Lähmungserscheinungen.

Diabetische Neuropathie der inneren Organe

Auch die Nerven innerer Organe können betroffen sein (autonome Neuropathie). Hiervon können hauptsächlich Menschen mit Typ 1 betroffen sein: Ist das Herz-Kreislauf-System von der Nervenstörung betroffen, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Aber auch die Schmerzwahrnehmung bei einem Herzinfarkt kann beeinträchtigt oder völlig aufgehoben sein. In so einem Fall spricht man von einem „stummen Herzinfarkt“. Es ist grundsätzlich gefährlich, dass Diabetes Patienten mit einer autonomen Neuropathie Unterzuckerungen deutlich vermindert wahrnehmen.

Diabetische Neuropathie des Magen-Darm-Traktes

Ist der Magen-Darm-Trakt betroffen, kann es zu Störung der Verdauung kommen, da der Mageninhalt nicht normal weitertransportiert wird. Man spricht auch von einer „Magenlähmung“ (Gastroparese). Diese verursacht Völle- und Druckgefühl im Oberbauch. Hat der betroffene Patient eine Insulintherapie, kommt es nach dem Essen regelmäßig zu einer Unterzuckerung. Erst wenn der Patient zur Ruhe kommt (i.d.R. nachts) wird die Nahrung weiter transportiert und verdaut. Dadurch haben die Patienten meistens morgens deutlich zu hohe BZ-Werte. Daher muss die Insulindosis zur Mahlzeit und auch zur Nacht angepasst werden.

Diabetische Neuropathie der Harn- und Geschlechtsorgane

Sind die Harnorgane oder die Geschlechtsorgane betroffen, können weitere Symptome Blasenentleerungsstörungen und Impotenz sein.

Therapie einer Polyneuropathie

Für die Therapie einer Polyneuropathie ist grundsätzlich eine gute Blutzuckereinstellung wichtig. Gegen die neuropathischen Schmerzen helfen normale Schmerzmedikamente meistens nicht mehr. Hier empfiehlt sich eine homöopathische Behandlung und eine Ergänzung durch Vitalstoffe bevor in der Schulmedizin Betäubungsmittel (BTM) eingesetzt werden. Lassen Sie sich beraten.

Diabetisches Fußsyndrom als Folgeerkrankung einer Diabetes mellitus

Mit dem Diabetischen Fußsyndrom sind Schäden an den Füßen und Beinen gemeint, die bei Diabetespatienten durch eine vorhandene periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) und die diabetische Nervenschädigung (Neuropathie) entstehen können. Als Auslöser genügt oft eine Situation, in der die Füße einem gewissen Druck ausgesetzt sind. Das Risiko für Druckstellen ist natürlich deutlich erhöht, bei Fehlstellungen der Füße bzw. Zehen, wie z.B. bei Hohl- oder Plattfüssen bzw. Krallenzehen oder einem Ballenzeh (Hallux valgus).

Bei einer bestehenden Neuropathie wird diese Druckstelle dann allerdings überhaupt nicht als unangenehm empfunden und womöglich diese Situation auch nicht so schnell beendet. Das bedeutet z.B., dass zu enge Schuhe viel zu lange getragen werden. Die Druckstelle, die sich daraus ergibt, wird oft noch nicht einmal vom Patienten bemerkt, oder wenn doch, als harmlos eingestuft, da sie ja keine Schmerzen verursacht. Daraus resultiert, dass in der Regel keine adäquate Wundversorgung erfolgt.

Besteht jedoch zusätzlich zur Neuropathie nun auch noch eine Durchblutungsstörung (pAVK), verschlimmert sich die Druckstelle weiter, da der Bereich nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Bei einer unbemerkten Verletzung besteht zusätzlich eine große Infektionsgefahr. Die Druckstellen oder Wunden können sehr tief sein und es besteht auf Grund der meistens vorliegenden schlechten Wundheilung ein großes Risiko für die Bildung von einem Geschwür. Besonders einzelne Zehen können betroffen sein. Hier kann sich innerhalb weniger Tage eine Nekrose entwickeln. Dabei kommt es zum Absterben von Gewebe. In diesem Fall ist meistens sogar eine Amputation des betroffenen Gewebes oder auch Körperteils notwendig. Dies können einzelnen Zehen oder auch größere Anteile vom Fuß sein.

Vorsorgeuntersuchungen der Füße bei Diabetes mellitus

Um frühzeitig einen Hinweis auf ein diabetisches Fußsyndrom zu erhalten, müssen die Füße eines Diabetikers täglich nach Druckstellen und Verletzungen untersucht werden.
Die weiteren Vorsorgeuntersuchungen werden mindestens einmal jährlich durchgeführt:
Um eine Durchblutungsstörung zu erkennen, müssen die Fußpulse beim Patienten überprüft werden. Bei einer diabetischen Neuropathie ist die Empfindung gestört. Ob dies der Fall ist, überprüft man mit einem Monofilament. Ebenfalls werden bereits früh Vibrationen nicht mehr wahrgenommen. Dies macht man sich für die Prüfung der Sensibilität zu nutze. Hierbei kann mit einer speziellen Stimmgabel das Ausmaß der Nervenschädigung an den Füßen untersucht werden. Diese Untersuchung wird am Fußknöchel und am großen Zeh durchgeführt. Ein normales Empfinden liegt hier bei 8/8, ab 5/8 liegt ein pathologischer Befund vor und bei 0/8 kann der Patient die Schwingungen der Stimmgabel überhaupt nicht mehr spüren. Außerdem ist die Überprüfung der kalt-warm Empfindung über ein Tip-Therm wichtig.

Schuhversorgung und Fußpflege bei einem diabetischen Fußsyndrom

Besteht beim Patienten eine diabetische Neuropathie muss auf entsprechende Schuhe geachtet werden. Diese sollten aus weichem Leder und ausreichend weit sein, sowie lediglich einen flachen Absatz haben. Damit die Füße weich gepolstert sind, sollte vom Arzt eine Weichbettungseinlage verordnet werden, die anstelle der eigentlichen Schuhsohle in den Schuhen getragen wird. Dies gilt natürlich auch für die Hausschuhe. Ist die Neuropathie sehr stark ausgeprägt bzw. bestehen Fußfehlstellungen oder Verletzungen, können auf Rezept auch orthopädische Schuhe nach Maß beim orthopädischen Schuhmacher angefertigt werden.
Auch bei der Fußpflege gibt es einiges zu beachten: Fußbäder dürfen nur maximal Körpertemperatur haben. Nach dem Baden vor allem die Zehenzwischenräume gut abtrocknen und die Füße mit einer Feuchtigkeitscreme (mit Urea) eincremen. Das Kürzen der Nägel und die Entfernung von Hornhaut sollten durch einen extra dafür ausgebildeten Podologen durchgeführt werden. Auf keinen Fall durch den Patienten selber mit Schere und Hornhauthobel, um Verletzungen zu vermeiden. Für den Podologen erhält der Patient ein Rezept über die Krankenkasse. Dies ist besonders wichtig, wenn neben der Neuropathie auch noch eine Durchblutungsstörung besteht.

Therapie eines diabetischen Fußsyndroms

Hat sich durch Druckstellen ein Geschwür am Fuß gebildet, muss der Fuß in einer Diabetesambulanz von einer Wundmanagerin versorgt werden. Auch eine gute Blutzuckereinstellung durch eine Diabetesberatung ist (wie immer) sehr wichtig. Außerdem muss der Fuß absolut ruhiggestellt werden. Dies erfolgt durch einen Fußentlastungsschuh, da ein weiterer Druck auf das Geschwür unbedingt vermieden werden muss bzw. durch eine stationäre Behandlung.